MKW – Materialkreislauf- und Kompostwirtschaft GmbH & Co. KG

Am Standort Großefehn werden die Bio- und Grünabfälle des Landkreises Aurich, der Stadt Emden sowie aus den Landkreisen Cloppenburg und Ammerland vergoren und kompostiert. Auch im ländlichen Ostfriesland gibt es hinsichtlich der Qualität des Biotonnen-Inputs noch Verbesserungspotenzial, um am Ende den hochwertigen Kompost (rund 20.000 Kubikmeter) an die Landwirte abgeben zu können. Mit einer aufklärerisch intendierten Bonitierung hoffen die Akteure in Großefehn auf einen zusätzlichen Qualitäts-Boost.

„Wir müssen jetzt dranbleiben!“ Prokuristin Christina Joost von der MKW – Materialkreislauf- und Kompostwirtschaft GmbH & Co. KG am zentralen Standort in Großefehn lässt keinen Zweifel daran, dass die Fehlwurfquote in den Biotonnen des Landkreises Aurich noch in diesem Jahr deutlich sinken muss. Dabei gelang es dem ostfriesischen Kompostierer mit der im Jahr 2020 gestarteten Kampagne „Trenn Dich korrekt“ schon, den Fehlwurfanteil von sechs auf beachtliche zwei Prozent zu drücken. „Dieses Ergebnis ist schon toll, wenngleich dies damit einherging, dass etwas weniger Bioabfälle getrennt erfasst werden. Wir wollen zukünftig aber, dass der Störstoffanteil unter einem Prozent liegt“, stellt die Wirtschafts-Ingenieurin Joost motiviert fest. „Jedoch ändert sich das Sortierverhalten leider nur nachhaltig, wenn durch Kontrollen vermüllte Biotonnen am Ende auch stehen bleiben.“ Und dennoch: „Wir wollen und müssen möglichst sortenreine Bioabfälle einsammeln.“

Um dies zu erreichen, agiert man am Standort Großefehn, wo jährlich knapp 60.000 Tonnen Bioabfälle teilweise in einer Pfropfenstrom-Anlage zu Biogas (über fünf Millionen Kilowattstunden in 2023) und Flüssigdünger (ca. 6.600 Tonnen) verarbeitet sowie rund 12.000 Tonnen Kompost erzeugt werden, mit zwei Ansätzen. Erstens: Wer als Bürger im Landkreis mit Fehlwürfen – beispielsweise Plastiktüten in Biotonnen – erwischt wird, der erhält eine rote Hinweiskarte mit Sortieranleitung. Der Behälter wird nicht geleert. Diese Nichtleerung wird an Bord des Fahrzeugs gespeichert, so dass bei der nächsten Leerung ein Schüttungsstopp erfolgt. Dann prüft der Fahrer die Abfälle und gibt bei gegebenenfalls korrekter Sortierung die Tonne zur Leerung frei.

Zweitens: Die MKW arbeitet mit einem Bonitierungsraster, welches bei den angelieferten Abfallchargen in der Behandlungsanlage angewandt wird. Simone Peters, zuständig für die Qualitätskontrolle der angelieferten Bioabfälle, erklärt das detektivische Verfahren, bei dem der angenommene Bioabfall in fünf Kategorien eingeteilt wird:

  1. Grün: Optimale Qualität, ohne offensichtliche Fremdstoffe
  2. Grün-gelb: Relativ gute Qualität, weitestgehend fremdstoffrei, einzelne Fremdstoffe (Nester) sind auszumachen
  3. Gelb: Mittelmäßige Qualität, bei dem der Haufen durchgehend mit Kunststoffbeuteln durchsetzt ist – mit max. 1-2 Beutel pro Quadratmeter
  4. Gelb-rot: Schlechte Qualität, bei dem das Material stark mit Kunststoffbeuteln/Fremdstoffen verunreinigt ist – stellenweise über zwei Beutel pro Quadratmeter
  5. Rot: Sehr schlechte Qualität. Die gesamte Anlieferung ist stark verunreinigt – mit durchgehend zwei Beutel pro Quadratmeter.

„Bisher führen wir die Bonitierung, die Einteilung der Chargen in die besagten fünf Kategorien, noch per Hand und mit geübtem Auge durch“, erklärt Peters beim Rundgang durch das weitläufige MKW-Betriebsgelände, das im Auftrag des Landkreises Aurich die komplette Abfallentsorgung im Kreisgebiet managt. In der großen Annahme-Halle stehend fügt Peters hinzu: „Es ist durchaus denkbar, dass wir dies zukünftig mit einem bildgebenden KI-Verfahren automatisieren werden.“

Dabei werden die Frachten der anliefernden Sammelfahrzeuge sowohl aus dem Landkreis Aurich als auch anderen Vertragspartnern bonitiert und dokumentiert. Zunächst ist eine Abweisung der Sammelmengen nicht geplant. Allerdings rennt die Zeit, denn ab 1. Mai tritt die letzte Stufe der novellierten Bioabfallverordnung von 2022 in Kraft. Bis dahin ist es nicht mehr lang hin. Die Novelle setzt die Kompostierer rechtlich grundsätzlich in die Lage, die Annahme von Chargen mit einem allgemeinen Fremdstoffanteil über drei Gewichtsprozent abzulehnen.

Um die Ziele trotzdem zu erreichen, hat die MKW neben der Bonitierung auch nach wie vor ihre Kampagne „Trenn Dich korrekt“ am Start. „Harro … bekämpft das Plastikmonster – Kein Plastik in die Biotonne!“ heißt es auf der Website. Eindringlich wird auf die positive Tragweite eines sortenreinen Abfalls in der Biotonne hingewiesen. „Über unsere eigene Website hinaus schalten wir Anzeigen in der lokalen Presse, drucken Flyer und informieren in den sozialen Netzwerken“, verweist Joost auf die kommunikativen Anstrengungen seitens des kreiseigenen Entsorgungsunternehmen. „Wir müssen zudem weiter und stärker auf Mülldetektive zurückgreifen, denn nur das Stehenlassen der Bioabfalltonnen weist den Bürger letztlich auf sein Fehlverhalten hin.“ So hofft sie, dass es mit allen gegenwärtigen Anstrengungen geschafft wird, „gemeinsam mit dem Bürger eine dauerhaft bessere Qualität der Bioabfälle zu erreichen.“

AUTOR: Dierk Jensen