„Biokompostownia“: Das Schild weist die Fahrer von Sammelwagen für Bioabfälle den Weg zur kombinierten Biogas- und Kompostierungsanlage des Betreibers Zakład Zagospodarowania Odpadów (ZZO Poznań) Sp.z o.o in Suchy Las. Der Ort befindet sich rund 15 Kilometer vom Zentrum von Poznań entfernt, der Regionalhauptstadt mit rund 500.000 Einwohnern der zentralpolnischen Woiwodschaft Wielkopolskie, direkt daneben befindet sich die immer noch bewirtschaftete Deponie.
ZZO gehört zu den Pionieren der Kompostwirtschaft in Polen. Ihre Anlage, erbaut von Eggersmann GmbH aus dem westfälischen Halle, ist seit 2018 in Betrieb. Täglich laden mehrere Sammelabfallwagen den Inhalt der Biotonnen der Stadt Poznań und Umgebung hier ab. Insgesamt rund 40.000 Tonnen pro Jahr. Die Organik wird nach einer mechanischen Vorsortierung und Aufbereitung (Siebtrommel, Aufgabebunker mit Dekompaktierer, Magnetabscheider, Zerkleinerer) in mehrere Garagen-Fermenter gefahren. Dort verbleibt die mit Rezyklat besprühte Organik bei einer Temperatur von 42 Grad Celsius. Das dabei gewonnene Biogas wird in zwei jeweils 260 kW große Gasmotoren des polnischen Herstellers Horus Energia Sp. z o.o. verstromt. „Wir können den gesamten Wärmebedarf unseres Betriebes mit der Abwärme der BHKWs abdecken“, zeigt sich der stellvertretende Betriebsleiter Adam Michalak sehr zufrieden. Der Chef von einem Dutzend Mitarbeiter:innen freut ich über die energetische Nutzung und fügt hinzu: „Darüber hinaus müssen wir nur noch in ganz wenigen Phasen Strom dazukaufen und zusätzlich erlösen wir durch die Einspeisung des Stroms ins Stromnetz zusätzliche Einnahmen.“
Nachdem das vergorene Material die Fermenter verlässt, wird es in Tunnelmieten gestapelt und mehrmals umgesetzt, bis am Ende der fertige Kompost das Werk verlässt. Die jährliche Produktion liegt in Suchy Las bei ungefähr 15.000 Tonnen Kompost, die in Privatgärten und landwirtschaftlichen Flächen in der Umgebung landen.
Mit dieser Kompostmenge liegt Poznań im Vergleich zu anderen Städten und Regionen in Polen weit über dem Durchschnitt. So liegt die Kompostierungsrate landesweit erst bei etwa 14 Prozent des kommunalen Abfallaufkommens, das im Jahr 2022 in ganz Polen bei rund 13,4 Millionen Tonnen lag. Etwa 62 Prozent der Siedlungsabfälle wurden wiederverwertet; trotz großer Anstrengungen werden immer noch etwa ein Drittel aller Abfälle deponiert. Dennoch: Die polnische Transformation zur Kreislaufwirtschaft hat in den letzten paar Jahren mächtig Schwung erhalten. Zwei Beispiele: Das Flaschenpfand ist in diesem Jahr eingeführt worden und auch die erste Biomethan-Anlage ist in Polen vor Kurzem in Betrieb gegangen.
AUTOR: Dierk Jensen